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01.02.2021
2 Minuten Lesezeit
Frischer Wind im Zirkuswagendorf.

Unweit der Gemeinde Bokel, mitten in Schleswig-Holstein, hat der Bau eines neuen Windparks begonnen. Bekannt ist Bokel eigentlich für seine restaurierten Zirkuswagen. Zeit für einen Ortsbesuch.

Einzelkomponenten fuer Aufbau der Windenergieanlage

Auf den ersten Blick ist Bokel ein ganz normales Dorf im Landkreis Rendsburg-Eckernförde. 630 Einwohner:innen, ein Fluss, ein Feuerwehrgerätehaus, ein Freibad. Auf den zweiten Blick ist Bokel ein Zirkuswagen Dorf. Über 50 restaurierte Holzwagen stehen über den Ort verteilt. In manchen Fahrzeugen wohnen Leute ein paar Monate, in anderen schon seit Jahren. Viele von ihnen haben Thomas Jaspert und Ulli Dücker erneuert. Irgendwann kamen die beiden Tüftler auf die Idee, die Wagen an Urlauberinnen zu vermieten. Inzwischen sind zwei „Hotels“ aus Wagen entstanden. Die Vermietung läuft ziemlich rund.

Ökostrom für 18.000 Haushalte

Auf den dritten Blick ist Bokel eine Gemeinde, die kräftig am Rad der Energiewende dreht. Denn zu dem bereits bestehenden Windpark Bokel-Ellerdorf kommt nun in Bokelfeld ein weiterer Windpark der Trave Erneuerbare Energien GmbH (Trave EE) hinzu, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Lübeck und der Stadtwerke Aachen (STAWAG Energie GmbH).

Der Windpark mit vier Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von 18,3 Megawatt kann hoch gerechnet aufs Jahr theoretisch etwa 18.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Die Gesamthöhe der Anlagen variiert zwischen 180 und 200 Metern. Bauarbeiter haben die Erdarbeiten für die Kranstellflächen und Fundamente bereits ausgeführt. Der Bau der Kabeltrasse beginnt in den kommenden Wochen.

Ausgleichsflächen vor Ort

Stehen werden die Windenergieanlagen mit einem Durchmesser zwischen 133 und 149 Metern auf einer Freifläche von 37 Hektar, drei Kilometer nordwestlich vom Dorf entfernt. „In der Gemeinde gibt es eine hohe Zustimmung für den Windpark. Wir hatten nur eine Bedingung: Die Ausgleichsflächen, die Windmühlenbetreiber:innen schaffen müssen, sollen hier am Ort entstehen, nicht irgendwo an der dänischen Grenze“, berichtet Ralf Horstmann, seit 2013 Bürgermeister von Bokel.

Energiewende ist greifbar

Gesagt, getan: Insgesamt neun Hektar hat die Trave EE unmittelbar in der Nähe des Windparkstandorts renaturiert. Alles im Stil der typischen schleswig-holsteinischen Knick Landschaft. „Die Ausgleichsflächen waren sogar fertig, bevor der Tiefbau begonnen hat. Das ist normalerweise nicht so, und unser Vorgehen ist im Ort sehr gut aufgenommen worden“, erzählt Harmen Mehrdorf, Projektleiter Windenergie bei der Trave EE.

Ebenso gut angekommen ist die Ankündigung der Stadtwerke Lübeck, den Bokeler:innen einen eigenen Bürger-Stromtarif anzubieten. Alle 200 Haushalte können einen günstigen Tarif beziehen – den „ Bokeler Windstrom“. „Das macht die Energiewende für die Anwohner:innen noch viel greifbarer, erlebbarer. Nach dem Motto: Mein Strom zu Hause kommt vom Feld nebenan. Das ist doch toll und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal“, erklärt Harmen Mehrdorf.

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